Biographie Aldric von Praven

Mein Name ist Aldric, Sohn von Osric, des vorletzten Grafen von Praven und dies ist meine Geschichte.
Während diese Zeilen zu Papier wandern, werter Leser, befinde ich mich auf dem Abort einer gottlosen Spelunke, geschlagen mit der Gesellschaft von drei, oder besser zweieinhalb, wilden und aufschneiderischen, wenn auch gutmütigen, Halunken, zu denen mich jedoch mittlerweile die enge Bande gemeinsamer Heldentaten und, gelegentlich, nicht so gemeinsamer Untaten bindet. Doch der Reihe nach.
Meine Geschichte beginnt mit meiner ersten bewussten Erinnerung in einem behaglichen Turmzimmer, als mein Vater meinem dreijährigen Ich den geschnitzten Stammbaum unserer Ahnen zeigt. Dies ist jetzt lange her und auch wenn ich meines Vaters Gesicht nicht mehr zu erinnern vermag, umso deutlicher höre ich den Stolz in seiner Stimme, als er von unserer Herkunft spricht. Damals konnte ich nicht verstehen, was er meint und über die Jahre hat sich der Stolz auf meine Herkunft in eine Mischung aus Nostalgie und Verachtung gewandelt.
Mein Vater war ein guter Soldat und der Meinung, dass ein Feldherr die Waffe seiner Soldaten führen können und sich auch in Land und im Gelände zurechtfinden müsse. So verbrachte ich meine Jungen- und Jugendzeit hauptsächlich mit der Übung der Schießkunst mit Bogen und Armbrust, was mir lag, und mit Schwertschaukämpfen, was mir weniger lag. Dies brachte mir den Spott vieler gleichaltriger Ritterssöhne ein, was mich zu einem Einzelgänger machte. Meine Freizeit verbrachte ich gern im Wald oder damit meiner Kletterkünste am alten Nordturm der heimischen Burg zu erproben. So kam es auch, dass ich in einer lauen Sommernacht meines 15. Lebensjahres auf einem Sims weit oben auf dem Turm saß und zusehen musste, wie meine Familie von Herzog Harlaus, dem verräterischen Lehnsherren meines Vaters, hintergangen und von dessen Truppen ermordet wurde. Blind vor Wut und Trauer stürzte ich beim Herunterklettern und gelang erst am Tagesanbruch meine Sinne wieder, was mir wohl das Leben rettete. Die heimische Burg war geschliffen und in den Ruinen, die mein Zuhause gewesen waren, fand ich nur einen einzelnen Wappenring, den ich seither bei mir trage, um ihn eines Tages Herzog Harlaus in den Rachen zu stopfen und zu sehen, wie er elendig krepiert.
Von diesem Tag an lebte ich viel in Wäldern und bestritt meinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeit, Jagd und zu meiner Schande auch weniger gesellschaftsfähigeren Beschäftigungen. Dabei kamen mir meine anerzogenen Eigenschaften teils zu Gunste, teils gerieten sie in Vergessenheit. Heute falle ich nur gelegentlich durch meine hohe Statur von gut sechs Fuß unter dem gemeinen Volk auf und gehe als Herumtreiber und Waldläufer durch.
Damals wie heute treiben mich Rachegelüste in ruhigen Minuten umher, doch während der jugendliche Aldric gerade so das Überleben lernte, so trieben mich meine Reisen weit fort, sodass auch heute, trotz meiner tödlichen Gewandtheit mich nur düstere Träume meinem Ziel näher bringen zu vermögen.
Lautes Gepolter einer Prügelei unterbricht mein Geschreibsel, sodass ich euch nun auf das nächste Mal vertrösten muss, lieber Leser. Falls dies meine letzten Zeilen sind, so bitte ich euch diese zu verbrennen, denn es soll nicht heißen, dass der letzte Graf von Praven in einer Kneipenschlägerei in Gras gebissen hat!