Ein neuer Auftrag

Nachdem unsere Vier in der letzten Session den Hafen von Fichtenstein nicht nur etwas genauer erkundet haben, sondern auch direkt dort eingebrochen sind, stehen sie nun mitten in der Nacht etwas ratlos vor dem Verladeterminal. Da sie ja sowieso schon das Gesetz gebrochen haben und das auch ganz gut geklappt hat, beschließen sie, auch die anderen Lagerhallen aufzubrechen und die dort gelagerte Fracht zu durchsuchen. Doch außer diversen Kisten mit Lebensmitteln, Dekoration und Kleidung finden sie nichts, was sie wirklich interessiert. Dabei hatte vor allem Aldric auf eine Kiste mit Waffen gehofft, damit er endlich seinen blöden Jagdbogen gegen eine Armbrust eintauschen kann. Immerhin findet Theo in der letzten Ecke noch einen Trank. Da er diesen aber nicht erkennt, wandert er zunächst unbeschriftet und ziemlich unbrauchbar in Theos Tasche. Da sich die Nacht langsam aber sicher dem Ende zuneigt, wird es Zeit, sich schlafen zu legen. Dazu geht es natürlich wieder den Berg hinauf, um bei Udo die kostenlosen Zimmer und das erfahrungsgemäß gute Frühstück zu genießen.

Nach einer kurzen Nacht sitzen unsere vier mit eingefallenen Augenlidern im Schankraum von Udos Kneipe, essen frisches Brot mit würziger Salami und trinken jeder ein Schlückchen Orangensaft, den Udo aus den Orangenbäumen gepresst hat, die Kel vor ein paar Tagen hierher gebracht und eingepflanzt hat. So gestärkt machen sie sich wieder auf den Weg den Berg hinunter, aber erst nachdem sie mit Simon am Tor ein kleines Schwätzchen gehalten haben. Ihr Weg führt sie direkt zum Verladeterminal, an dessen Tor sich bereits einige Matrosen versammelt haben, um das geknackte Schloss unter die Lupe zu nehmen. Unbeirrt gehen sie an der Menschentraube vorbei in den ersten Stock, um höflich an die Tür des Leutnants zu klopfen. Mit einem “Herein”, das mehr nach militärischem Befehl als nach freundlicher Einladung klingt, werden sie ins Büro gebeten. Der Leutnant sitzt an seinem überdimensionierten Schreibtisch und beäugt die vier Neuankömmlinge mit größter Skepsis. In seiner freundlichen Art fragt er, was die vier von ihm wollen. Kel ist der erste, der den Mut hat, etwas zu sagen, und mit großem Verhandlungsgeschick meckert er den Leutnant erst einmal an, dass er nicht so scheiße mit ihnen reden solle. Eigentlich scheint der Leutnant immer so zu reden, denn er ist sichtlich überrascht, dass er unangemessen mit ihnen geredet hat. Gezwungenermaßen versucht er, die Frage in einem freundlicheren Ton zu wiederholen, was kläglich scheitert und noch unangenehmer klingt.
Um die Situation etwas zu entspannen, übernimmt Aldric. Er fragt, was den Leutnant an dem Amulett der Familie Dornenfell interessiere und warum er dafür den Stümper Karl Flittenberg den halben Friedhof umgraben lasse. Der Leutnant erklärt, dass er den Auftrag von oben erhalten habe und ihn nun an Karl weitergeben würde und dass sie sich gerne beim König des Landes, Zyr Jea Reng dem Dritten, beschweren würden. Die Tatsache, dass es sich um einen Befehl von ganz oben handeln muss, bringt Aldric auf eine Idee und er erklärt nur, dass er es im Büro ziemlich schattig findet. Während Löwenzahns wenige Gehirnzellen noch damit beschäftigt sind, den Satz zu verarbeiten, zahlt sich Kel Tuh Las Intelligenz (von der man sonst eher wenig mitbekommt) endlich aus. Er springt direkt auf Aldrics Aussage an und erklärt, dass Aldric auch im Schatten stehen würde. Inzwischen hat auch Theo mitbekommen, was hier los ist und steigt ebenfalls ein und erklärt, dass es auf dem Friedhof auch schattig gewesen sei. Leutnant Kampf fühlt sich nun sichtlich unwohl. Aldric nutzt die Gelegenheit und erklärt mit lauter Stimme, dass sie von den Schatten wussten. Der Leutnant hatte dies bereits befürchtet, weshalb er jetzt nicht wirklich überrascht ist. Trotzdem findet er diese Tatsache beunruhigend und nicht gut. Er beschließt, Aldrics Aussage nicht zu leugnen und fragt stattdessen, woher sie diese Information hätten, wobei er wieder in seinen militärischen Befehlston verfällt. Triumphierend zieht Aldric den Brief von Emanuel aus der Residenz Chiraque aus der Tasche und übergibt ihn Leutnant Kampf. Keine zwei Sekunden später sehen die vier, wie die Pulsadern am Hals des Leutnants anschwellen und sein Kopf sich rasch verfärbt. Fluchend stößt er einige Schimpfwörter aus, die Emanuel in allen Formen und Farben beleidigen.
Nach einer guten Minute schaut er sie entschlossen an und befiehlt ihnen, Emanuel aus dem Weg zu räumen, tot oder lebendig. Er brauche nur einen Beweis, dass Emanuel nichts mehr anstellen könne. Daraufhin erklärt Kel mit geschwollener Brust, dass dies bereits geschehen und Emanuel außer Gefecht sei. Der Leutnant ist nun doch überrascht und verlangt einen Beweis. Obwohl sie Emanuel nach allen Regeln der Kunst gelocht haben, haben sie doch den Kopf dran gelassen und somit keinen wirklichen Beweis für sein Ableben. Der Leutnant verspricht ihnen eine Belohnung, wenn sie ihm den Beweis für Emanuels Tod bringen. Außerdem erklärt er, dass man auch einen Nachfolger für Emanuel brauche, der die Residenz und Herrn Chiraque im Auge behalte und kritische Informationen an ihn weitergeben könne. Wenn sie diese beiden Aufträge erledigen, wartet eine großzügige Belohnung auf die vier. Mit dem nächsten Auftrag in der Tasche wollen sie sich gerade auf den Weg machen, als Löwenzahn verwirrt fragt, was denn die Familie Dornenfell mit den Schatten zu tun habe. Herr Kampf erklärt ihm, dass die Schatten aus der Familie Dornenfell hervorgegangen sind und nun eine Organisation sind, die Zyren untersteht. Da diese aber immer noch Wert auf die Gründung aus der Familie Dornenfell legen, versuchen sie die wenigen Familienrelikte wieder in ihren Besitz zu bringen, weshalb auch der Friedhof nach dem einen verschwundenen Amulett durchsucht wurde. Nun hat auch Löwenzahn verstanden und wendet sich zufrieden zum Gehen.
Zufrieden mit dem Gespräch besprechen die vier das weitere Vorgehen. Neben Emanuels Kopf brauchen sie nun auch einen Nachfolger für seine Position. Hier hat Löwenzahn eine gute Idee und schlägt Kira vor, die Tochter der Kräuterfrau Rosvita, die schon den Grafen von Fichtenstein verführt hat. Neben dieser Aufgabe müssen auch noch die restlichen Zutaten für Rosvitas Liebestrank gefunden werden. Da sich das alles gut kombinieren lässt, beschließen sie, den nächsten Tag so zu beginnen. Doch bevor sie den Tag bei Udo ausklingen lassen, wollen sie sich noch dem letzten unentdeckten Bauwerk des Fichtensteiner Hafens widmen: dem Leuchtturm.
Ein kleiner Pfad führt durch Felsen und Küstenvegetation und endet schließlich an einem alten Leuchtturm. Von hier aus haben sie nicht nur einen herrlichen Blick auf den Hafen und die kleine Bucht, sondern auch auf die tosende See vor ihnen. Vorsichtig klopfen sie an die Tür und nach ein paar Minuten öffnet endlich ein kleiner, zerzauster Mann und beginnt sofort aufgeregt zu plappern. Doch auch nach einem dreiminütigen Monolog können sie noch keinen wirklichen Inhalt erkennen. Stattdessen merken sie, dass ihr Nervenkostüm dieses Geplapper nicht mehr lange aushält und beenden das Gespräch bei der ersten Gelegenheit.
Eine halbe Stunde später trudeln die vier bei Udo ein und genehmigen sich vor dem Schlafengehen noch das eine oder andere Hopfengetränk. Ob sie am nächsten Tag wirklich so zielstrebig an ihren Quests arbeiten oder doch wieder ein wenig abschweifen, erfahrt ihr im nächsten Arkanthia Pen and Paper Blog.
