Die Stadt der toten Männer
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Als Helden verließen unsere vier Freunde beim letzten Mal Selbingen und machten sich auf den Weg zu neuen Herausforderungen. Genauer genommen heißt das Ziel Feth, ein winzig kleiner Ort auf der Helenau-Handelsroute zwischen Selbingen und der Stadt Port Kresto. Dass sie sich gerade auf den Weg zu einer Ansammlung von ein paar Häusern machen, wissen unsere Helden aber noch gar nicht, weil sie ja selbst nie so richtig die Nordmarsch verlassen haben und den Ort nur auf der großen Handelskarte von Lukas Lukan Valerius gesehen haben.
Entsprechend motiviert brechen sie am Morgen aus ihrem provisorischen Lager inmitten der Selbinger Seenplatte auf. Durch dichte Nebelschwaden tapsen sie die ersten Meter durch nasses, hohes Gras, bis sie wieder die festgetretene Erde der Handelsroute erreichen. Nach einer kurzen Orientierung geht es dann los in Richtung Südwesten. Nach einigen Kilometern brechen die ersten Sonnenstrahlen durch den Nebel und lassen ihre Umgebung idyllisch erstrahlen. So richtig genießen können Kel, Theo, Aldric und Löwenzahn ihre Umgebung aber nicht – zu sehr steckt ihnen noch der lange Marsch vom Vortag in den Knochen. Doch es hilft nichts, und so wandern sie wacker Kilometer um Kilometer in Richtung ihres Ziels.
Nach mehreren Verschnaufpausen bricht schon wieder die Dunkelheit über dem Horizont herein. Sie haben inzwischen die Seenplatte verlassen und sehen die ersten Züge der Kresto-Hochebene langsam, aber sicher in ihre Nähe rücken. Die Umgebung wird wieder etwas dichter bewaldet, und plötzlich brechen kleine Lichter in der Entfernung durch die Dunkelheit. Ihr Schritt beschleunigt sich nochmals, und eine halbe Stunde später treten sie auf einen kleinen Marktplatz. Um sie herum stehen eine Handvoll Häuser, die teils spärlich beleuchtet sind.
Eins dieser Häuser zieht sofort ihre Aufmerksamkeit auf sich, denn ein wundervoller Duft weht von dort aus in ihre Nasen. Gebackenes Brot, gebratenes Fleisch und herzhafter Käse locken sie schnurstracks in das Wirtshaus vor ihnen. Beim Näherkommen entdecken sie auch noch diverse Pferdetränken, von denen erstaunlich viele bereits belegt sind. Die große Anzahl an Besuchern überrascht unsere Freunde, doch bevor sie beginnen, sich hierüber den Kopf zu zerbrechen, marschieren sie lieber durch die große Eichentür in das Innere des Wirtshauses „Die müden Pferdebeine“.

Drinnen ist es lauschig warm, und der leckere Duft, der ihnen schon draußen entgegengeschlagen ist, umwirbelt sie nun komplett und lässt ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sie blicken sich kurz um und werden dann bereits von der Inhaberin Gerda begrüßt. Freundlich bietet sie ihnen ein umfangreiches Abendessen sowie Zimmer für die Nacht an. Erschöpft von ihrer langen Reise haben Kel, Theo, Aldric und Löwenzahn nur auf so ein Angebot gewartet, und ohne zu zögern schlagen sie ein. Aldric hat allerdings noch eine weitere Nachfrage: Das Gasthaus wirkt fast so, als wäre es auf Pferde spezialisiert, und Aldric interessiert sich dafür, wie das hier genau funktioniert. Gerda erklärt den Vieren, dass sie einige ausgeruhte Pferde bei sich in den Ställen beherbergt. Reisende, die es eilig haben, können hier ihr erschöpftes Pferd abgeben und mit einem anderen, ausgeruhten Reittier weiterreiten. Später kann das Pferd dann wieder abgeholt werden, beispielsweise auf dem Rückweg. An Pferden sind unsere Freunde natürlich ganz besonders interessiert, doch macht Gerda deutlich, dass sie zurzeit keine Pferde abzugeben hätte. Wenn überhaupt, könnte sie einen alten Gaul anbieten, bei dem die besten Jahre schon etwas her sind. Grundsätzlich interessiert das Aldric schon, aber fürs Erste möchte auch er jetzt erstmal essen und dann schnell schlafen.
Nachdem ein paar Silbermünzen schließlich ihren Besitzer gewechselt haben, betreten sie den großzügigen Schankraum und staunen nicht schlecht, wen sie hier entdecken: Bibiane sitzt in einer Ecke des Raumes und knabbert konzentriert an einer Ecke Brot. Löwenzahn zögert keine Sekunde und setzt sich zu ihr an den Tisch, während sich Theo und Aldric dem einzigen anderen Gast widmen. Kel setzt sich dagegen lieber an die Bar – was sicherlich nicht an Nele, der attraktiven Tochter von Gerda, liegen kann.
Während sich Kel hier an einem krampfhaften Flirtversuch abarbeitet, ist das Gespräch von Löwenzahn mit Bibiane schon spannender. Diese erklärt Löwenzahn nämlich, dass beim Brand ihres Stalls alle ihre Pferde verständlicherweise Reißaus genommen haben und sie die letzten Tage damit verbracht habe, alle ihre Vierbeiner wieder einzusammeln. Das hätte sie jetzt zwar geschafft, doch ohne Stall kann sie ihren Pferden kein Zuhause bieten und ist quasi darauf angewiesen, dass sie fürs Erste hier bei Gerda ihre Pferde versorgen kann. Dieses Problem leuchtet Löwenzahn ein, und so bietet er übermütig an, dass er mit seinen Freunden ihr gerne beim Wiederaufbau helfen könne. Da fangen Bibianes Augen direkt an zu glänzen, und begeistert stimmt sie dem Halbork zu. Löwenzahn erklärt, dass er aber erstmal mit den anderen dreien das weitere Vorgehen besprechen muss, und verabschiedet sich fürs Erste von Bibiane.
Unterdessen sprechen Theo und Aldric mit einem gewissen Joakim, der heute zur Übernachtung hier verweilt und morgen weiter nach Port Kresto reisen wird. Er ist ein Händler und hat sich auf Schmiedezusätze spezialisiert. Insbesondere Farben hat er im Angebot, die beim Schmiedeprozess in das Metall eingearbeitet werden können und so der Klinge einen farbigen Glanz verleihen. Aus technischer Sicht ist das für die beiden sehr interessant, doch als sie die Preise hören, verfliegt das Interesse doch wieder recht schnell, und sie verabschieden sich von Joakim.
An der Bar treffen sich die vier wieder. Während es für Aldric, Theo und Kel jetzt wirklich nur noch die Priorität „essen und anschließend schlafen“ gibt, kauft sich Löwenzahn noch kurz drei Portionen grünes Farbsalz von Joakim, bevor es auch ihn ins Bett verschlägt.
Der nächste Tag beginnt logischerweise erst sehr spät, da sich alle vier sehr über die Möglichkeit freuen, mal etwas ausschlafen zu können. Nach einem gemütlichen Frühstück wollen sie aber etwas Feth erkunden, was bei den paar Hütten auch wirklich nicht besonders lange dauern sollte. Doch vorher hat Löwenzahn noch eine Überraschung für sie, und er erzählt ihnen von seinem Angebot, welches er am Vorabend Bibiane unterbreitet hatte. Mäßig begeistert gucken seine Freunde ihn an. Wirklich Lust haben sie auf diese Aufgabe nicht, aber zurückziehen können sie sich jetzt eigentlich auch nicht mehr. Sie beschließen, mit Bibiane abzusprechen, dass sie sich erst kurz Feth ansehen und dann gemeinsam mit Bibiane und ihren diversen Pferden nach Selbingen reiten werden, um dort den Stall neu zu errichten. Sie bitten Gerda, diese Nachricht an Bibiane auszurichten, sobald diese sich im Gastraum blicken lässt, und verabschieden sich anschließend.
Der erste Weg in Feth führt sie nun zu Carla-Theresia, der Wagenmacherin des Dorfes. Sie erklärt unseren Helden, dass Feth eigentlich nur von Reisenden besucht wird, die allerdings des Öfteren auch Händler seien. Und die haben eben auch mal Probleme mit ihrem Wagen und sind dann auf Carla-Theresias Hilfe angewiesen. Das bringe zwar nicht sehr viel Geld, aber sie kann sich so gut über Wasser halten. Sie bietet unseren vier Freunden auch einen eigenen Wagen an, doch da sie bisher nicht mal ein Pferd besitzen, wäre so eine Investition dann doch eher sinnlos.
Ihr Weg führt sie außerdem noch zu der Händlerin Fiona, der Jägerin Margret und der Jarlsfrau Konstanze. Was ihnen mit der Zeit immer deutlicher wird: Es gibt einfach keine einheimischen Männer. Das wundert unsere Freunde wirklich, und so entscheiden sie sich dazu, Konstanze mal auf diesen Umstand anzusprechen. Doch was diese für eine spannende Geschichte zu erzählen hat, erfahrt ihr erst beim nächsten Mal: Arkanthia Pen and Paper.
