Fall in die Dunkelheit
Ein kräftezehrender Marsch aus Feth bis in die Kresto-Hochebene hat unsere vier Helden beim letzten Mal zum nächsten Versteck von Grete geführt: eine kleine Höhle direkt an einem weitläufigen Plateau. Dort erwartete sie ein Rätsel. Sieben Flaschen standen bereit, von denen sechs in der richtigen Reihenfolge getrunken werden mussten, um an die metallische Belohnung am Boden der Flaschen zu gelangen. Die Funktion der siebten Flasche hatten unsere Freunde bereits herausgefunden: Ihr Inhalt löst die sonst unknackbaren Deckel. Aus dem Rätsel, das Grete in die Steinwand geschlagen hatte, leiteten sie ab, dass die erste Flasche wohl die mit rotem Inhalt sein musste.
Doch nach allem, was sie bisher über Grete erfahren haben, wirkt sie nicht gerade vertrauenerweckend. Keiner der vier möchte den Trank wirklich probieren. Also fassen sie den Entschluss, entgegen Gretes Warnung, die Flasche draußen vor der Höhle auszuschütten. Fröhlich plätschert die rote Flüssigkeit auf den Boden – und ein metallisches Objekt klimpert hinterher. Während sie das silberne Ding begutachten, bemerken sie nicht, dass sich der Trank in einen dichten roten Nebel verwandelt. Sekunden später umgibt er sie vollständig. Wenige Atemzüge danach reißt es ihnen den Boden unter den Füßen weg.
Sie stürzen durch pechschwarzen Raum, bis sie unsanft auf schwarzem Fels aufschlagen. Feuchtigkeit durchdringt ihre Kleider, und ein salziger Geruch nach Meer und Fisch steigt ihnen in die Nase. Benommen rappeln sie sich auf und versuchen, sich zu orientieren. Sie befinden sich in einer finsteren Höhle, in deren Mitte sich ein großer unterirdischer See ausbreitet. Kleine Wellen platschen gegen die Felsen, auf denen sie gelandet sind. Der See scheint vollständig von den steinernen Wänden umgeben – doch ein Ausgang ist nicht zu erkennen.
Plötzlich ertönt ein gurgelndes Geräusch aus der Tiefe. Das Wasser gerät in Bewegung, die Wellen werden höher. Mit einem ohrenbetäubenden Schrei bricht ein schwarzer Kraken aus den Untiefen hervor. Sofort suchen die vier Schutz hinter den Felsen und ziehen ihre Waffen. Mit einem lauten Knall schlägt ein Tentakel auf den nassen Stein und verfehlt Aldric nur knapp. Dieser dreht sich um, legt an und trifft eines der vielen Augen mit einem präzisen Pfeil. Ein markerschütternder Schrei hallt durch die Höhle, während weitere Tentakel zum Angriff hochschnellen.
Aldric, Kel und Löwenzahn sind gut vorbereitet: Bogen, magische Geschosse und Speere halten den Gegner auf Distanz. Theo hingegen bleibt nur ein Wurfstern und ein paar alte Dolche – seine bisherigen Versuche im Fernkampf waren katastrophal und oft gefährlicher für seine Mitstreiter als für den Gegner. Doch eine Wahl hat er nicht. Also schleudert er alles, was er finden kann, auf das Monster. Zwar ist sein Schaden gering, doch diesmal ist das Glück auf seiner Seite: ein kritischer Treffer nach dem anderen. Zuerst bringt er mit einem gezielten Wurfstern den Fels über dem Krakenkopf zum Einsturz, wodurch spitze Steine das Gesicht des Ungeheuers verletzen. Danach trifft er empfindliche Sehnen an mehreren Tentakeln, die schlaff und unbrauchbar ins Wasser zurücksinken.
Während Theo dem Kraken Stück für Stück die Kraft raubt, setzen seine Gefährten unablässig nach. Schließlich zeigen die vereinten Angriffe Wirkung. Trotz einiger Treffer, die der Kraken landet, gelingt es den vieren, das Monster zu bezwingen. Mit einem letzten Aufbäumen sinkt es reglos in die dunklen Tiefen zurück.
Erschöpft und mit dröhnenden Köpfen erwachen die Helden wenig später wieder auf der Lichtung in der Kresto-Hochebene. Der rote Nebel ist verschwunden, und die leere Flasche liegt unschuldig in ihrer Mitte. Spannender ist jedoch das silberne Metallstück, das sie dabei gewonnen haben. Beim Begutachten wird klar: Es ist nur ein Teil eines größeren Objekts, das erst zusammengesetzt werden muss. Um die restlichen Teile zu finden, müssen sie auch die übrigen Tränke öffnen – doch auf Gretes Hilfe können sie nun nicht mehr zählen. Das Rätsel haben sie wortwörtlich in den Sand gesetzt.
Ob unsere Helden nun aufgeben oder doch noch einen Weg finden, Gretes Spur wieder aufzunehmen, erfahrt ihr im nächsten Blog Arkanthia Pen and Paper.