Fehlentscheidungen
Gretes Trankrätsel stellt unsere Freunde nun schon seit zwei Blogs vor Schwierigkeiten. Zwar haben sie beim letzten Mal den roten Trank geleert – allerdings um den Preis eines schweren Kampfes gegen einen Kraken in einer anderen Dimension. Wirklich weitergebracht hat sie das Rätsel jedoch nur begrenzt. Fünf Tränke liegen noch vor ihnen, und auf Gretes Hilfe können sie nicht mehr zählen. Aufgeben kommt für die vier allerdings nicht infrage.
Da sie aber keinerlei Ahnung haben, wie sie vorgehen sollen, beschließen sie, die Tränke einfach Stück für Stück von links nach rechts abzuarbeiten. Um nicht erneut alle gemeinsam den Folgen ausgesetzt zu sein, wird Aldric ausgewählt, sich dem nächsten Trank zu stellen. Unsicher trottet er in die kleine Höhle, während seine Gefährten draußen warten. Der Trank, der ganz links steht, ist durchsichtig. Aldric schnappt sich die Flasche, öffnet sie und kippt den Inhalt in der Höhle aus. Vorsichtshalber dreht er sich vom Trank weg – doch schützen kann ihn das nur bedingt. Ein gleißend helles Licht breitet sich aus, und obwohl er reflexartig die Augen schließt, durchzuckt ihn ein höllischer Schmerz. Als das Licht erlischt, wagt er vorsichtig die Augen zu öffnen – und sieht nichts. Graue Schleier tanzen vor seinem inneren Auge, doch mehr bleibt ihm nicht. Panisch ruft er nach seinen Freunden, die ihn kurz darauf aus der Höhle begleiten.
Draußen müssen Kel und Löwenzahn feststellen: Aldric ist tatsächlich geblendet, seine Augen haben ihren Dienst versagt. Gemeinsam setzen sie ihn behutsam an einen Felsen, geben ihm Wasser und versuchen ihn zu beruhigen. Mit mäßigem Erfolg – doch schließlich scheint Aldric sich mit der Situation abzufinden. Angenehm ist sie freilich nicht. Drei Phiolen sind nun geleert, mindestens eine mit schweren Konsequenzen, aber aufzugeben ist dennoch keine Option. Also sprechen sie sich Mut zu, und Löwenzahn nimmt sich den nächsten Trank vor.
Mit einem kleinen schwarzen Fläschchen tritt er aus der Höhle. Er fordert seine Gefährten auf, Augen zu schließen, Ohren zuzuhalten und sich so klein wie möglich zu machen. Dann wirft er die Flasche in einem weiten Bogen so weit weg, wie er nur kann. Abwenden, warten. Eine Minute. Zwei Minuten. Drei Minuten. Nichts. Doch dann sieht Löwenzahn, wie eine schwarze Dampfwolke bedrohlich aufsteigt. Darin formen sich vogelartige Kreaturen, die aggressiv nach einem Ziel suchen. Plötzlich fixiert eine Kreatur ihn, schreit auf und rast im Sturzflug heran. Im letzten Moment rollt er sich zur Seite, und das Wesen zersplittert neben ihm in tausend Teile, die zu Staub zerfallen. „Sofort in die Höhle!“ ruft er seinen Freunden zu und sprintet los.
Ein Blick in den Himmel zeigt ihm Hunderte solcher Wesen, die wie ein Schwarm über ihnen kreisen. Links und rechts schlagen sie wie Kanonenkugeln auf den Boden. Ein Vogel trifft ihn in der Wade, Schmerz durchzuckt ihn und sein Bein knickt weg. Keuchend schleppt er sich zurück in die Höhle, reißt die Hose von der vermeintlichen Wunde – doch da ist nichts. Kein Blut, kein Kratzer. Nur der Schmerz, der langsam abklingt. Seine Gefährten stürmen ebenfalls in die Höhle – unversehrt. Ein kurzes Beratschlagen führt zu dem Ergebnis: Sie warten besser ab, denn noch mehr Ärger brauchen sie im Moment nicht.
Nach zwei Stunden wagt Löwenzahn einen erneuten Blick hinaus – und prompt stürzen sich mehrere Dutzend Vögel auf ihn. Er wirft sich zurück in die Höhle, Einschläge krachen dicht hinter ihm. „Noch ist es nicht sicher“, keucht er, und die anderen haben ohnehin keinen Nerv für weitere Experimente. Also beschließen sie, zu rasten, zu essen und am nächsten Morgen weiterzusehen.
Ob sie es dann wagen, einen weiteren Trank zu öffnen, erfahrt ihr in zwei Wochen im nächsten Blog Arkanthia Pen and Paper.